Filme als Briefe betonen die individuelle Adressierung – und richten sich doch an ein Publikum. Persönliches wechselt mit öffentlichen Nachrichten. Verschiedene filmische Kompositionen aus Anrede, Erwiderung und Bildmomenten schaffen je eigene Fernbeziehungen und Zeitkristalle. Ob Liebesbriefe im Jahr von Tschernobyl (Thelyia Petrakis, Bella, 2020), ob Korrespondenz über den Überfall auf einen Kibbuz in Israel (Lynne Sachs, States of UnBelonging, 2005) oder ob ‚Versöhnungsversuch‘ zwischen einer Tochter und ihrem Vater, der lieber einen Sohn gehabt hätte (Diana Cam Van Nguyen, Love, Dad, 2021) – vielseitig überqueren die Filme dieses Abends die Grenzen zwischen Fiktionalisierung und Authentifizierung.