Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
10.5.2017
Christian von Borries
Ende 2007 ist die Immobilienblase geplatzt und schon erobert sich die Natur die schillernden Projektentwicklungsruinen zurück. Ganze Vorstädte von Phoenix, Arizona, sind von Steppenläufern überwuchert. Im postsowjetischen Georgien verwittern an der Küste des Schwarzen Meeres nie fertiggestellte Ferienanlagen. In Abu Dhabi verdorren Palmen zwischen halb fertigen Filmstudios und Sportstätten. Hier findet nun die größte Waffenmesse der Welt statt – in der gleichen Art Wüste, die heutzutage auch Schauplatz der meisten realen und virtuellen Kriege ist. Anderswo entstehen neue, menschengemachte Wüsten: Einkaufszentren als Nachbildungen von Venedig, bewohnt von lebenden Toten … Für seinen neuen Film hat Christian von Borries diese modernen Einöden bereist. In einer üppigen Collage aus gespielten Szenen und dokumentarischem Material erweitert er die Metapher des Ödlands, sodass sie die gegenwärtige medial orientierte Realität einschließt. Er entlarvt die Leere und potenzielle Gewalt im Innersten der vielen holografischen Simulationen und Repliken einer auf Selfies, Instagram-Posts und Tweets zugeschnittenen Welt.
Christian von Borries, Desert of the Real, 2017, 76 min
Anschließend Gespräch zwischen Christian von Borries und Christian Höller
Christian von Borries produziert Medien aus anderen Medien. Er ist ein Dirigent, Komponist, Filmemacher und Produzent von ortspezifischen psychogeografischen Projekten. Seine Arbeit wurde unter anderem vom Lucerne Festival, dem Kunstfest Weimar, von der Volksbühne Berlin, Kampnagel Hamburg und der documenta 12 in Auftrag gegeben. Seine Filme gewannen Preise in Marseille und Hamburg.
Christian Höller ist Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift springerin – Hefte für Gegenwartskunst.