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31.5.2017

Erkennen und Verfolgen. Programmreihe zu Harun Farocki (2)

Erkennen und Verfolgen. Programmreihe zu Harun Farocki (2)

 

Am 30. Juli 2017 jährt sich Harun Farockis Todestag zum dritten Mal. Um sein Werk – als Filmemacher und Künstler, als Autor und Lehrender – lebendig zu halten und zugleich als Ressource auch für junge Generationen (neu) zu öffnen, haben Sabeth Buchmann und Constanze Ruhm in Zusammenarbeit mit Jens Kastner eine umfangreiche Vortrags- und Programmreihe konzipiert. Das Anliegen ist es, als Lehrende, aber auch als dem Denken und der Praxis Farockis Nahestehende, sein filmisches und publizistisches Werk mit Schwerpunkt auf seine Lehrtätigkeit neu zu beleuchten. Dies gilt nicht zuletzt für die ausgesprochen einflussreiche Rolle als Professor für Film und Kunst, die er von 2004–2011 an der Akademie der bildenden Künste Wien wahrgenommen hat: So haben Farockis Studierende von seinen bild- und medientheoretisch versierten und stets politisch reflektierten Filmanalysen in höchstem Maße profitiert; ebenso eine interessierte Öffentlichkeit, die an den von ihm organisierten Screenings seiner eigenen Filme und der anderer teilgenommen hat. In diesem Sinne möchte die Programmreihe Erkennen und Verfolgen, die im Rahmen der gleichnamigen Ringvorlesung an der Akademie der bildenden Künste Wien stattfindet, Farockis tiefgreifendes Interesse am Verhältnis von Bild und Politik sowie von Praxis und Theorie in den Mittelpunkt stellen, vermochte ihn doch gerade der damit einhergehende Vermittlungsanspruch zu einem maßgeblichen Stichwortgeber für eine jüngere Generation von Künstler_innen und Autor_innen vor allem im Bereich des Dokumentarfilms zu machen.

 

Als Gäste werden Michael Baute (29.3.), Christine Lang (31.5.), Thomas Elsaesser (14.6.) und Sezgin Boynik (21.6.) erwartet. Sie werden jeweils ein von ihnen gestaltetes Filmprogramm mit Fokus auf eine spezifische, mit dem Werk von Harun Farocki verbundene Fragestellung vorstellen.

 

Vorträge im Rahmen der Ringvorlesung an der Akademie der bildenden Künste Wien: Jens Kastner (7.3.),Volker Pantenburg (21.3.), Michael Baute (28.3.), Tom Holert (4.4.), Filipa César (2.5.), Christa Blümlinger (9.5.), Thomas Heise (16.5.), Maren Grimm (23.5.), Christine Lang (30.5.), Antje Ehmann, Sabeth Buchmann und Constanze Ruhm (8.6.), Diedrich Diederichsen (13.6.), Sezgin Boynik (20.6.).

 

Konzipiert von Sabeth Buchmann und Constanze Ruhm, in Kooperation mit Jens Kastner und der Akademie der bildenden Künste Wien


In seiner letzten Videoarbeit Parallele I-IV (2014) widmet sich Harun Farocki der Ästhetik digitaler Bilder in Computerspielen. Indem verschiedene Sequenzen „gegen die Regeln“ gespielt werden, fragt Farocki nach den Grenzen der sich wie Theaterbühnen entwerfenden Spielwelten und der Handlungsmacht der darin agierenden Figuren. Mit seinen Reflexionen greift Farocki dabei ein Denken über die Bedingungen des darstellenden Spiels und Erzählens auf, wie es seine Arbeiten über das Kino bereits von Beginn an durchzieht. In dem 1975 gemeinsam mit Ingemo Engström realisierten Film Erzählen wird mit Jurij Lotmans Grenzüberschreitungstheorie explizit über die räumliche Struktur des Erzählens reflektiert. In Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an einem Film nach Franz Kafkas Romanfragment „Amerika“ von 1983 wird die Arbeit an der Sprache einer Figur im Rollenspiel zum Gegenstand einer dokumentarischen Analyse. Bringt man diese Filme in einen Zusammenhang, manifestiert sich eine von Farocki selbst implizierte Frage: Ob nämlich der fundamentale Unterschied zwischen einer Erzählung und dem Spiel genau daran festzumachen ist, dass im Spiel nicht nur die Sprache der Figuren sehr begrenzt ist, sondern vor allem daran, dass diese Figuren eine bestimmte Grenze nicht mehr überschreiten können.

 

 

Programm

 

Harun Farocki,
Parallele II, 2014, 9 min
Parallele IV, 2014, 11 min
Erzählen, 1975, 58 min
Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an einem Film nach Franz Kafkas Romanfragment „Amerika“, 1983, 26 min

 

Vorgestellt von Christine Lang

 

Christine Lang ist Kulturwissenschaftlerin, Filmemacherin und Dramaturgin. Sie lehrt im Fach Medienästhetik und Dramaturgie, unter anderem an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.
Webseite: www.christinelang.eu

 

Veranstaltungshinweis: Vortrag von Christine Lang am 30. Mai um 18 Uhr im Rahmen der Ringvorlesung an der Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, 1010 Wien, Raum M13a.