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09.11.2016

Libidinal Economies (2)

Libidinal Economies (2)

 

Denkt man an Wall-Street-Transaktionen und das ästhetische Getriebe der Kunstwelt – money und drive –, kommen zwei Ökonomien in den Sinn: eine regulierte und eine subversive. Tatsächlich ist der Kunstmarkt jedoch das libidinöse Substrat der Börsen und ihrer Finanzbewegungen. Dementsprechend strukturiert sich das Programm Libidinal Economies rund um vier weltweite Wirtschaftscrashs – 1971, 1987, 2008, 2010 – und zeigt Film- und Videoarbeiten, die als Reaktion auf diese kulturelle Bedingtheit entstanden sind. Klarerweise liegen diese Ansätze einer kritischen Widerständigkeit in jenen dualen Ökonomien, die bereits ein geschlossenes System bilden.

 

 

Beyond a Libidinal Aesthetic (Options)

 

Im Wirbel unkontrollierter weltweiter Verschuldung bildet der Börsenkrach 2008 den Gravitationspunkt für den zweiten Teil des Filmprogramms. Die virtualisierten Mechanismen der Finanzmärkte – Algorithmen, anonyme Handelsplattformen (Dark Pools), Hochfrequenzhandel – zeitigen eine mangelnde Ermangelung. Die präsentierten Filme, simultan Hausse und Baisse, versuchen die Bedeutung eines historischen Traumas zu erfassen, das im Nachhinein beschrieben, aber nicht wirklich benannt werden kann. Unser Hintergrund: Wall Street, Gegenwart. Eine digitalisierte Plattform, wo ein entmaterialisierter Geldumlauf die Gestalt einer monetären Möbiusschleife angenommen hat, ohne Anfang, ohne Ende.

 

 

Programm

 

Michael Moshe Dahan, Einführung
Documentary Montage: 2008 / 2010
Juli Carson, Vortrag: Art in the Age of Bull Markets
Axel Stockburger, Christoph Meier, Il Grande Silenzio, 2014, 10 min
Hwayeon Nam, Botany of Desire, 2015, 8 min
Yoshua Okón, Salò Island, 2013, 11 min
Maura Brewer, The Surface of Mars, 2016, 12 min

 

Juli Carson ist Professorin für Critical and Curatorial Studies sowie Leiterin der universitären Kunstgalerien an der University of California, Irvine. Veröffentlichungen: Exil des Imaginären: Politik, Ästhetik, Liebe / Exile of the Imaginary: Politics, Aesthetics, Love (Wien: Generali Foundation, 2007); The Limits of Representation: Psychoanalysis and Critical Aesthetics (Buenos Aires: Letra Viva Press, 2011); demnächst: The Conceptual Unconscious: A Poetics of Critique (PoLyPen).

 

Michael Moshe Dahan, Wissenschaftler und Künstler, beendet derzeit sein Doktoratsstudium in Performance Studies und Critical Theory an der UC Irvine. Forschungsfokus: die Überschneidungspunkte zwischen Psychoanalyse, politischer Ökonomie, postkolonialer Theorie und Kunstproduktion. Erst kürzlich wurde sein Experimentalfilm Two Points of Failure bei Festivals in Rotterdam, Edinburgh, Jihlava, Bukarest und Melbourne gezeigt, ebenso beim Tribeca Film Festival und im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles.