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Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag

10 bis 18 Uhr




mumok insider | 19.8.2024

Nachruf auf Dr. Elisabeth Leopold

Nachruf auf Dr. Elisabeth Leopold

Das mumok trauert um Elisabeth Leopold.

Elisabeth Leopold war weit mehr als die starke Frau an der Seite eines obsessiven Sammlers. Mit ihrem Ehemann Rudolf (1925–2010), den sie als Studienkollegen während ihres Medizinstudiums kennengelernt und 1953 geheiratet hatte, baute die praktizierende Augenärztin und Mutter dreier Kinder die bedeutendste Privatsammlung der Wiener Moderne auf, deren Kern – neben Richard Gerstl, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Koloman Moser und vielen anderen – den weltweit größte Bestand an Werken von Egon Schiele bildet. Die „Feministin wider Willen“, wie sie sich selbst einmal bezeichnete, verstand es, zwischen den damit verbundenen Rollen und Anforderungen hin- und herzujonglieren und in prekären finanziellen Situationen auszubalancieren. 

Die Republik kaufte mit rund 5.200 Kunstwerken einen Großteil der Sammlung und brachte diesen in die 1994 ins Leben gerufene Leopold Museum-Privatstiftung ein. 2001 wurde die Sammlung schließlich durch das neu gegründete Leopold Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, welches sich im MuseumsQuartier zu einem architektonischen wie programmatischen Gegenstück des mumok entwickelte.  

Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 2010 wurde Elisabeth Leopold Vorstandsmitglied der Leopold Museum-Privatstiftung und setzte sich nunmehr auch öffentlich für die Belange des Museums und die Vision der Sammlung Leopold ein. Darüber hinaus kam es in Provenienzverfahren zu den ersten Vergleichen mit Nachfahren jüdischer Vorbesitzer. Elisabeth Leopold (ko-)kuratierte Ausstellungen wie nackte männer (2012/13, mit Tobias G. Natter) oder Trotzdem Kunst! Österreich 1914–1918 (2014, mit Ivan Ristić und Stefan Kutzenberger), (ko-)publizierte Bücher wie Der Lyriker Egon Schiele. Briefe und Gedichte 1910–1912 (2008, mit Sandra Tretter) oder den Klimt-Bestandskatalog Gustav Klimt. Die Sammlung des Leopold Museum (2013, mit Tobias G. Natter) und gab zahlreiche Interviews, in denen sie sich mit großer Verve und Überzeugungskraft für „ihre“ Kunst einsetzte. Wie tief ihre Sammlerleidenschaft ging, konnte erst ein Besuch des Familienanwesens in Grinzing offenbaren.

Die Frage nach ihrem Gesundheitszustand quittierte Elisabeth Leopold auch im hohen Alter mit verständnislosem Kopfschütteln – zu viele Projekte standen an, um unnötig Zeit verstreichen zu lassen. Ihre unermüdliche Hingabe an die Kunst, ihr offenes Auge und ihr teils unerbittliches Urteilsvermögen hat sie in ihrem Arbeiten bis zum Schluss unter Beweis gestellt. Noch 2020 konnte sie die adaptierte Neuauflage des 1972 von Rudolf Leopold ersten publizierten und längst vergriffenen Werkverzeichnisses zu Egon Schiele 2020 herausgeben.

Aus dem Vorstand der Leopold Privatstiftung zog sie sich 2022 zurück und übergab das Ruder damit an die nächste Generation, ihre Enkeltochter Saskia Leopold, Tochter ihres Sohnes Diethard Leopold. 

Mit dem Tod von Elisabeth Leopold verliert die Kunstwelt eine respektierte Persönlichkeit, die als eine der leidenschaftlichsten und streitbarsten Vermittlerinnen der Wiener Moderne Spuren über die Grenzen Österreichs hinaus hinterlassen hat.

Karola Kraus, Cornelia Lamprechter, Heike Eipeldauer und das Team des mumok