Haus am Bahnhof

„Der Rhythmus, das Rauschen der Farben, das ist das, was mich immer bannt und beschäftigt“, so beschreibt Karl Schmidt-Rottluff selbst seinen Zugang zur Malerei und deren Ausdrucksmittel. Die Darstellung eines subjektiven Empfindens, das sich in Farben und Linien als individuelle Ausdrucksträger übersetzt, tritt in seinen Schaffen anstelle der naturalistischen Wiedergabe von Gegenständen. Die Betonung des Sensualismus übersetzt der Künstler auch in die Auswahl seiner Themen. Er bevorzugt die Natur, Landschaften und ländliche Umgebungen, die für ihn am stärksten Empfindungen auslösen und transportieren können. Das Ölgemälde „Am Bahnhof“ zeigt uns Häuser an einer Straße, die wir jedoch nicht topographisch zuordnen können. Nahes und Fernes, bildbeherrschende Motive wie die Häuser und Details werden in einer Ebene zusammengefasst, ihre Form stark zusammengezogen und vereinfacht. Durch die expressive wellenartige Pinselführung und die Verwendung der Komplementärfarben Grün und Rot werden alle Elemente zu einem Ensemble vereinigt, das ein pulsierendes Bild dieser Straße zeichnet. Stark individuelle Farbgebung, verfestigte Formen und dynamischer Pinselstrich als zentrale Stilmerkmale des deutschen Expressionismus sind allen Mitgliedern der Künstlervereinigung „Die Brücke“ gemein. Sie wird von Karl Schmidt-Rotluff gemeinsam mit Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel 1905 gegründet und existiert bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs 1913.