Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
Im Jahr 1968 stellt der amerikanische Künstler Paul Thek in seinem Atelier in Rom Objekte her, die er eigens für die Ausstellung „Eine Prozession zu Ehren des ästhetischen Fortschritts: Objekte, die man theoretisch anziehen, tragen, ziehen oder schwenken könnte“ in der Galerie M. E. Thelen in Essen anfertigt. Die Werke kommen leider stark beschädigt in der Galerie in Essen an. Anstatt die Eröffnung abzusagen, entwickelt Thek aus diesem Zwischenfall sein erstes „work in progress“. Er behebt noch während der Ausstellungsdauer den Schaden an den Exponaten und stellt damit die Frage, wann ein Kunstwerk eigentlich als „fertig“ bezeichnet werden kann. Die Arbeit „ohne Titel“ aus der Sammlung des mumok war Teil dieser Ausstellung in Essen. Auf dem weißen Sockel stehen zwei Schuhe, wobei auf dem rechten Schuh ein lebensecht nachempfundener Fleischklumpen aus Wachs klebt. Dazwischen lehnt ein Rahmen mit zwei Fotografien, auf denen die Füße des Künstlers zu sehen sind, die in denselben Schuhen stecken. Auf einer schmalen Holzlatte ist ein Kontaktabzug mit aneinander gereihten, kleinen Schwarz-Weiß-Fotografien montiert. Fotografiert ist eine private Performance des Künstlers im Galerieraum in Essen während der Ausstellung. Am oberen Ende der Holzlatte ist ein ausgestopfter Bussard, kopfüber hängend, mit ausgestreckten Flügeln und herunterhängenden Schnüren befestigt. Betrachtet man die Gesamtkomposition, so erinnert die Arbeit an die Form eines christlichen Kreuzes. Das Besondere an dieser Objektcollage ist, dass der Künstler hier das erste Mal Fotografien in das Werk integriert, das seinen, sich während der Ausstellung verändernden Zustand dokumentiert. Paul Thek, der 1988 mit nur 55 Jahren an AIDS stirbt, verwendet in dieser Schau den Raum als Ausstellung und Atelier zugleich. Dadurch gelingt es ihm, die Trennung von Produktion und Präsentation aufzuheben: “Die Ausstellung, die 1968 in Deutschland gemacht habe veränderte sich notwendigerweise von Tag zu Tag weil die Arbeiten alle beschädigt angekommen sind. Das lehrte mich wie wichtig der Arbeitsprozess ist. Es gab da keinen Punkt wo man logisch sagen konnte: Jetzt ist es fertig!“