Dienstag bis Sonntag
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Nur vier Jahre, von 1904 bis 1908, umfasst die Schaffensperiode von Richard Gerstl, der, wie viele seiner Künstlerkollegen dem konservativen akademischen Unterricht und dem Ästhetizismus des Jugendstils zu Beginn des 20. Jahrhunderts abschwört. Das Porträt der Familie Schönberg, das im Sommer 1907 auf dem Landsitz der befreundeten Familie entsteht, zeugt von der unverwechselbaren malerischen Radikalität, die der Einzelgänger Gerstl, erst 24jährig, erreicht hat. Zwar sitzen die Familienmitglieder, ähnlich einer Porträtfotografie aufgereiht, doch entsagt sich Gerstl dem traditionellen Porträtanspruch auf Modellähnlichkeit und auf erzählerische Einbindung der Dargestellten. Ohne jede zeichnerische Komposition auf die Leinwand gespachtelt, verdichten sich die Farbwirbel zu konturlosen Gebilden, die sich wieder auflösen, ineinander verschmelzen und nur schemenhafte Gestalten erkennen lassen. Die heftige malerische Geste führt zu einer bewusst kunstlosen Form, womöglich zeugt sie aber auch von dem inneren Ringen des Malers mit dem Motiv. Ein Liebesverhältnis mit Mathilde Schönberg, die aber schließlich wieder zu ihrem Mann zurückkehrt, endet mit dem Selbstmord Gerstls im November 1908. In enger Verbindung mit dieser persönlichen Krise steht Arnold Schönergs Bruch mit der musikhistorischen Tradition. Sein 1908 vollendetes „Zweites Streichquartett, Opus 10“ markiert die Auflösung der Tonalität in der Atonalität und den Übergang zur expressionistischen Periode. Darin erklingt, gleichsam als biografische Chiffre ein Zitat des Volksliedes „Oh du lieber Augustin alles ist hin“, sowie eine Litanei von Stefan George, wo es heißt: „Töte das Sehnen, schließe die Wunde, nimm mir die Liebe, gib mir dein Glück“.