17. März bis 18. Juni 2017
Hannah Black
Small Room
Hannah Blacks Personale im mumok übersetzt grundlegende Fragen der Gruppenausstellung WOMAN. Feministische Avantgarde der 1970er-Jahre aus der SAMMLUNG VERBUND (6. Mai bis 3. September 2017) in die Gegenwart.
Die in Manchester geborene, in Berlin und New York lebende Künstlerin rückt in ihren Arbeiten die eigene Körperlichkeit mit den an sie geknüpften sozialen Reglementierungen in den Vordergrund. Ausgehend von radikal feministischen Ansätzen, Marxismustheorie und Critical Race Theory reflektiert ihre künstlerische Praxis, wie sich soziale und globale Entwicklungen in den Körper einschreiben. Der Körper wird zur Falle für die ausweglose Festlegung auf gesellschaftliche Rollenbilder.
Blacks besonderes Interesse gilt Überschneidungen und Pattsituationen zwischen gesellschaftlichen Zwängen, erfahrungsbezogenen Darstellungen von Realität, Weltgeschichte und persönlicher Geschichte. Dazu kombiniert sie autobiografische Momente mit theoretischem Material. Vermittelt werden diese Elemente über eine zeitgenössische Bildsprache aus Celebrity Culture, Popsongs und Google-Bildersuchen.
Während die Künstlerin ihren Fokus in der Vergangenheit oftmals auf das Äußere – u. a. Hautfarbe, Alter, Geschlecht – und die daraus entstehenden Hindernisse gerichtet hat, entwickelt sie für das mumok nun eine neue Videoarbeit, in der die kleinste Einheit lebender Organismen und der Träger von Erbinformationen im Mittelpunkt ihres Interesses steht: die biologische Zelle.
Eine mehrkanalige Videoinstallation verweist auf die politischen Implikationen vermeintlich biologischer Gewissheiten. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist die biologische Bestimmung des Geschlechts und die von Simone de Beauvoir über Monique Wittig bis zu Judith Butler reichende Debatte über seine soziale Konstruktion.
Der Titel der Personale – Small Room – spielt mit der ambivalenten Bedeutung, die das Wort „Zelle/Cell“ im Deutschen wie im Englischen hat: einerseits eine biologische Zelle, andererseits eine Gefängniszelle. Beiden Bedeutungen hängt etwas Klaustrophobisches an. Auf Basis der einzelnen Zelle – des „Einzelzimmers“ – konfrontiert uns Black spielerisch mit der Frage, was Leben sein kann.