10. Oktober 2015 bis 21. Februar 2016
Ulrike Müller
The old expressions are with us always and there are always others
In Ulrike Müllers (*1971 in Brixlegg, Tirol, lebt in New York) künstlerischer Arbeit geht es um das Verhältnis von Abstraktion und Körper sowie um einen Malereibegriff, der nicht an Pinsel und Leinwand gebunden ist. Die geometrisch anmutenden Figuren und Farbflächen in ihren Kompositionen sind nie „reine“ Abstraktion; sie rufen erotische und sexuelle Assoziationen wach, sie necken, berühren und durchdringen einander, ohne dabei allerdings in binären Logiken aufzugehen. Müller verwendet Abstraktion als ein Vokabular, das – je nach Kontext und BetrachterIn – gegenständlich besetzt, affektiv aufgeladen und/oder politisch konnotiert sein kann. „Meine Bilder sind Teil eines Begehrens, Alternativen zu traditionellen Geschlechterrollen und Lebensstilen zu denken und zu praktizieren“, so die Künstlerin.
Müllers Personale im mumok zeigt eine malerische Praxis, die sich nicht über Technik definiert, sondern bewusst Medien und Formate sucht, die Verbindungen zu anderen Lebens- und Produktionsbereichen herstellen. So führt die Künstlerin ihre Kompositionen etwa in Emaille aus, die sowohl bei der kommerziellen Schilderherstellung wie bei der kunsthandwerklichen Fertigung von Schmuck Verwendung findet. Auch in textile Objekte wie Quilts oder Teppiche hat sie ihre Entwürfe übersetzt. Ihre Ausstellung im mumok zeigt eine Auswahl von Werken aus diesem medialen Spektrum eben sowie neue Arbeiten, die eigens für diese Personale entstehen.
Always, Always, Others – Unklassische Streifzüge durch die Moderne
Parallel zu und in Verbindung mit ihrer Einzelpräsentation verantwortet Ulrike Müller gemeinsam mit mumok Kuratorin Manuela Ammer zudem eine Neuaufstellung der Werke der klassischen Moderne aus der mumok Sammlung. Ausgehend von Müllers Beschäftigung mit den Körperbildern und Identitätsentwürfen alternativer künstlerischer Praktiken der 1960er- und 1970er-Jahre, wird der Formenkanon der klassischen Moderne auf seine gegenwärtigen Potenziale hin befragt. Durch Konfrontationen von Hauptwerken der Sammlung mit selten gezeigten Beständen wird das Verhältnis von Abstraktion und Figuration, von kanonisch und nicht-kanonisch neu perspektiviert.