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„Kräfte“ – so betitelt Otto Freundlich das 1934 entstandene Bild. Mit dem abstrakten Begriff beschreibt er die suggestive Wirkung der Komposition aus geometrischen Farbflächen. Das Bild ist von der einfachen Figur einer ovalen Form bestimmt, die durch keilförmige Elemente geöffnet und fragmentiert wird. Vier helle Balken drängen sich von drei Bildrändern in die Bildmitte und sprengen die zentrale dunkle Form. Sie wird aufgelöst und damit gleichsam befreit, wie der Künstler in einer Skizze zu dieser Arbeit schreibt: „Die Kurven haben sich aus der Körpersklaverei befreit, indem sie sich zerteilen und jeder Teil den universalen Kräften ins Auge blickt.“ Durch dieses Aufbrechen entstehen eine Dynamik, eine Gleichzeitigkeit in der Wahrnehmung: Die Kurven, Geraden, Helldunkelstufen und die unterschiedlichen Farbwerte werden als unmittelbar sinnlich wirksame Kräfte erfasst. Wir nehmen eine Spannung wahr, und die Trägheit des Auges wird überwunden. Otto Freundlich will das Auge aktivieren, denn, wie er sagt: „Der Maler malt nicht für das Auge, sondern vermittels des Auges.“ Das Bild „Kräfte“ entsteht 1934, ein Jahr nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland. Freundlich, der als Jude in Paris lebt, kann sich einer Internierung zunächst mithilfe seines Freundes Pablo Picasso entziehen. Allerdings wird es für den Maler und Bildhauer zunehmend schwierig zu arbeiten, seine Werke werden aus den Museen entfernt. Seine Skulptur „Der neue Mensch“ ist 1937 auf dem Titelblatt des Führers zur Ausstellung „Entartete Kunst“ in München abgebildet. Otto Freundlich wird 1943 in Frankreich denunziert, verhaftet und kurz darauf im Konzentrationslager Lublin-Majdanek ermordet.