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mumok live | 21.11.2023
Wir wissen, dass in Wörtern Kraft steckt | Yasmin Hafedh & Mieze Medusa
Nein, ich kann das nicht, das ist eine der Aussagen, die am Schönsten zu widerlegen ist. Immer wieder sagt man sich das selbst. Wenn man Workshops gibt, hört man es auch von anderen. Und dann setzen wir uns zusammen, tratschen kurz, geben Impulse, ein paar Tipps und Übungen und man sieht, wie sich ein Schalter in den Köpfen umlegt. Wie Türen aufgehen. Wie Antworten gefunden oder zumindest Fragen neu gestellt werden. Dazu: Die Magie der Gruppe. Eigene Texte schreiben und von den Texten der anderen inspiriert werden, von den Skills der anderen lernen.
Der Schlüsselsatz hier ist: Man kann nichts falsch machen. Und das ist auch eine Wahrheit.
Wir sprechen hier schließlich von Kunst, von kreativer Kommunikation, von Sätzen, Wörtern, Bildern, Objekten, die uns irgendwo abholen, irgendwo berühren, irgendetwas auslösen. Wie soll man da denn auch bitte etwas falsch machen, wenn es um ein wertfreies Machen geht?
Das Machen in den derzeitigen Ausstellungen des mumok ist ein buntes und vielseitiges. Das ist Luxus. Solche Impulse helfen natürlich beim Texte schreiben. Und Texte schreiben, das sollte man natürlich jeden Tag machen, auch wenn wir das nicht immer schaffen. Was hilft? Einen Termin ausmachen, sich für den Workshop anmelden und abwarten, was passiert. Noch so ein Schlüsselsatz: Wir müssen es nicht alleine schaffen, wir müssen nicht ausschließlich aus uns selbst schaffen.
Lassen wir uns also inspirieren.
Nachmittags – nicht allein – im Museum
Elisabeth Wild kann da eine Inspiration sein, deren Collagen in der Fantasiefabrik hängen. Die Collagen, die sie täglich gefertigt hat, geben viel Input und lassen viel offen, wie vielleicht ein guter Text auch. Bunt, abstrakt, fantasievoll und doch jedes Exemplar eigen.
Man kann sich was rauspicken, einen Bildimpuls, einen Blickwinkel … oder wir lassen den Raum in seiner Gesamtheit auf uns wirken und uns davon überraschen, welche Wörter Elisabeth Wilds Schaffen in uns wachruft.
Wir können über die Arbeitsbedingungen nachdenken: Wie und wo hat Elisabeth Wild gelebt und gearbeitet, wie und wo lebe ich. (Spoiler: In Panajachel in Guatemala und ein Nachbau des Hauses ist Teil der Ausstellung.) Dazu die Frage nach dem Warum? Welche politischen Rahmenbedingungen prägen unsere Leben? Bei der Frage können wir aber auch schon einen Raum weiter sein, denn diese Frage beschäftigt auch Adam Pendleton.
Schwarz, Weiß, Licht
So wie Wörter in Texten Bedeutung erzeugen, können sie das natürlich auch auf Objekten. Bei der Ausstellung von Adam Pendleton gibt es viele Wörter, gemalt, gedruckt, aber auch gesprochen und in einer Hinsicht sind wir uns da ganz ähnlich zu Slam Poetry: Wir wissen, dass in Wörtern Kraft steckt.
Wir wissen, dass Geschichte(n) erzählt werden müssen. Das ist wichtig. Aber ebenso ist es wichtig, zu wissen, dass Geschichte(n) nicht nur eindeutig sind, dass nicht alles festgelegt werden muss, dass der Ausschnitt ebenso wichtig ist wie der Versuch eines Gesamtbildes. Dass Sinnzusammenhänge auch zerschlagen werden können. Übertreibung ist ein spannendes Stilmittel. Plakativ darf es sein, Schwarz und Weiß. Oder mit Schmuckfarbe. Auch hier werden Räume gebaut, die wir betreten dürfen und die uns fordern. Das Private ist nicht nur politisch, es ist auch inszeniert. Es hat einen Sound und eine visuelle Sprache, es hat einen Körper. Alles ist Bühne und schon sind wir weiter geschwebt, in den nächsten Raum:
ON STAGE – Kunst als Bühne
Haben wir schon gesagt, was der Inhalt unseres Workshops ist? Schreiben, kreatives Schreiben, Schreiben für die Bühne. Da schauen wir gleich mal nach, was für performative Fragestellungen Marina Abramović, Jakob Lena Knebl oder Cindy Sherman an uns, das Publikum, gehabt haben. Wir sehen uns dabei zu, wie wir, das Publikum, Teil des Kunstwerks werden. Oder wir beobachten die anderen im Museum dabei, wie sie interagieren. Wir suchen uns Zitate, Impulse, Verlegen- und Betroffenheiten, mit den wir arbeiten wollen.
Wenn gar nichts anderes geht, machen wir das, was beim Kunst-machen ohnehin meistens eine gute Idee ist: Die Themenverfehlung. Weil sich eine eigene Idee angeschlichen hat, weil die Idee, die wir hatten, in unseren Köpfen gemorphed ist und sich verwandelt hat.
Ein Luxus im Groß- und Kleinformat. Was? Ist schon soviel Zeit vergangen? Dann nichts wie zurück in den Raum, wo die anderen sind. Vorlesen, zuhören, Feedback abstauben und am Ende des Nachmittages müde und beschenkt nach Hause gehen. Und sagen: Bis bald, liebes Museum. Danke, dass Du Dich mir mitgeteilt hast.
Yasmin Hafedh & Mieze Medusa
Das Projekt The Floor is Yours ist ein zweijähriges, aus Mitteln des EU-Programms Creative Europe 2021–2027 Culture and Creativity gefördertes Projekt, das in Zusammenarbeit zwischen dem Boijmans Van Beuningen Museum in Rotterdam (Lead Partner), dem MART, Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Trient und Rovereto und dem mumok – Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig, Wien umgesetzt wird.