Eine Bodenplatte aus Metall, ein Bleistab, gebogen in geschwungenen Lettern wie eine Leuchtreklame, und ein Gefriergerät, das diesen Bleistab herunterkühlt, bis die Eiskristalle an ihm kondensieren – Pier Paolo Calzolaris Impazza Angelo Artista ist in der Machart ebenso einfach und technisch wie in seiner Wirkung poetisch-unergründlich. Der Titel, der auf einen verrückt gewordenen Künstler*innen-Engel anspielt, lädt das spärliche installative Arrangement zusätzlich mit einer beinahe mythisch-religiösen Dimension auf.
Wie für diese Arbeit, die Teil der sogenannten „Casa ideale“, einer Art eines imaginierten idealtypischen Kunst-Interieurs war, setzte Calzolari, einer der Hauptvertreter der italienischen Arte Povera der 1960er- und 1970er-Jahre, neben organischen Materialien wiederholt auf Kälte und Eis als künstlerisches Medium. Er betonte damit nicht nur die Temporalität und Prekarität seiner Arbeiten, sondern schrieb ihnen auch eine gewissermaßen existenzielle Spannung ein, begriff er sie doch nur im aktivierten, das heißt gekühlten Zustand als Kunstwerke im engeren Sinne.