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Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag

10 bis 18 Uhr




30. November 2018 bis 5. Mai 2019

Malerei mit Kalkül
Positionen der Neoavantgarde aus der mumok Sammlung

Malerei mit Kalkül

Die Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre ist durch radikale Traditionsbrüche geprägt. Das Aufkommen medienbasierter Kunst und die Verknüpfung von Kunsttheorie und künstlerischer Praxis führten auch zu neuen Formen der Malerei. Die Befreiung der Malerei von figurativer und erzählerischer Darstellung sowie von expressiver Handschrift oder surrealer Magie war ab den 1950er-Jahren mit einem Reflexionsprozess über das Medium Malerei verbunden. Die Eigenschaften der Farbe, die Art des Farbauftrags oder die Farb- und Bildwirkung auf die Betrachter_innen waren daher zentrale gestalterische Grundprinzipien. Dieses Ausloten der malerischen Grundlagen als Bildthema findet sich u.a. in den Werken von Josef Albers, Helen Frankenthaler, Morris Louis, Ellsworth Kelly, Ad Reinhardt oder Jules Olitski.

Wesentliche Impulse bekam die Malerei von der Minimal Art und den konzeptuellen Kunstrichtungen der 1960er- und 1970er-Jahre. Deren nüchterne und rationale Grundsätze zeigten sich in abstrakt-geometrischer Malerei, in formal reduzierten Kompositionen sowie in der Ablehnung illusionistischer Bildwirkung zugunsten objekthafter Werkerscheinung. Zugleich thematisierte diese Malerei auch ihr Verhältnis zum Raum und zur Wahrnehmung neu. Künstler_innen wie Frank Stella, Robert Mangold, Kenneth Noland, Agnes Martin oder John Baldessari bezogen die Betrachter_innen in den Bildraum ein und lösten so die klassische Gegenüberstellung von Werk und Betrachter_in auf.
Ebenfalls in der Ausstellung vertreten sind österreichische Beiträge dieser internationalen Entwicklungen, beispielsweise von Richard Kriesche, Marc Adrian, Jorrit Tornquist, Helga Philipp oder Roland Goeschl.
In der osteuropäischen Kunst wurden im Zuge der poststalinistischen „Liberalisierung“ ab den 1960er Jahren eine verstärkte Rezeption der konstruktivistischen Moderne sowie der Einfluss der Konzeptkunst sichtbar. Die geometrische Abstraktion diente Künstler_innen wie Karel Malich, Roman Opalka, Julius Koller, Henryk Stażewski, Constantin Flondor, Dora Maurer, u.a. als bewusste Abkehr von der Propagandakunst des Sozialistischen Realismus und als Verweis auf die aufklärerischen und demokratischen Potenziale der Moderne.

Mit ihren werkanalytischen und wahrnehmungsbezogenen Ansätzen griffen die Maler_innen der Neoavantgarde Ideen der Moderne auf, aktualisierten sie in ihrem zeitgenössischen Umfeld und schufen damit die Grundlagen für die jüngeren Generationen medien- und theoriebewusster Künstler_innen.


Kuratiert von Rainer Fuchs

 

Veröffentlicht am 30. November 2018