Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
Objektbeschreibung | Videoinstallation und 13-teilige Fotoserie |
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Objektkategorie | Skulptur |
Erwerbungsjahr | 2005 |
Inventarnummer | MAV 15/0 |
Creditline | mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben mit Unterstützung von Telekom Austria |
Rechteverweis | Beck, Martin |
Weitere Informationen zur Person | Beck, Martin [ULAN] |
Martin Beck verschränkt in seiner jüngsten Videoinstallation radikal utopische Design-und Raumkonzepte der Florentiner Architektengruppe Superstudio mit Aspekten einer gegenkulturellen Geschichte. Um 1970 hatte sich Superstudio darangemacht, Landschaften, Gebäude und Möbel mit einer gleichförmigen orthogonalen Rasterstruktur zu überziehen. Die im Titel von Becks Arbeit zitierte Intention der Gruppe war es, Design als Projektion einer Gesellschaft zu verstehen, die nicht länger durch Arbeit – und damit durch Macht und Gewalt –, sondern durch primäre menschliche Bedürfnisse bedingt sein sollte. In diesem Sinne lässt sich ihre gerasterte „Supersurface” als Modell einer egalitären, aus dem Zwangssystem des Kapitalismus befreiten Gesellschaft verstehen, liefert jedoch gleichzeitig ein polemisches Modell totalitärer Ordnung und allumfassender Kontrolle. Beck potenziert die immanenten Widersprüche dieses historischen Design- und Raumkonzeptes, indem er einerseits die immer gleiche Laminatoberfläche eines von Superstudio gestalteten Möbels aus unterschiedlichen Distanzen und Perspektiven wiedergibt und andererseits diese Aufnahmen mit Motiven aus der US-amerikanischen Motorradkultur konfrontiert. Während eine suchend bewegte Kamera das historisch-statische Superstudio-Möbel abtastet, stellen unbewegte Kameraeinstellungen ein Vokabular vor, welches – obwohl gegenwärtig – historisch mediatisiert erscheint: Fahrten auf einsamen Highways, spiegelnde Motoren, parkende Maschinen, bemalte Benzintanks und endlose Landschaften sind teilweise unterlegt mit emblematischen Tonfragmenten aus Motorradfilmen der Sechzigerjahre. Die alternierend geschnittene Videosequenz ist eingebaut in einen quadratisch definierten Projektionsraum, in welchem mittels Rasterung und Perspektivenwechsel historische und gegenwärtige Räume scheinbar nahtlos ineinander übergehen. Historische Raum- und Freiheitsutopien finden in einer medialen Syntax, in der sich Superstudios technologischer Handlungsentwurf als konsumistisches Bild einer ehemaligen Gegenkultur wiederfindet, gleichsam ihre ideale Erfüllung.