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mumok Perspektiven

Mapping the 60s

Aspen und 1¢ Life

Aspen und 1¢ Life

Mapping the 60s auf Ausstellungsebene -2, kuratiert von Matthias Michalka und Naoko Kaltschmidt, nimmt Bezug auf das legendäre „Magazin in einer Schachtel“ Aspen und das Mappenwerk 1¢ Life

Mehr noch als Bücher oder Kataloge, die auf Langlebigkeit und Dokumentation ausgerichtet sind, bieten Magazine mit ihrer oftmals periodischen Machart und einem Schwerpunkt auf dem Aktuellen des jeweils behandelten Zeitabschnitts eine Querschnittsperspektive. Magazine schaffen dabei Öffentlichkeit, geben Gegenöffentlichkeiten Raum, bilden Diskussionen und Kontroversen ab und sind dank ihrer stets schon kollektiven Machart immer auch Ausdruck sozialer Zusammenhänge und Szenen.

 

Gerade in den westlichen Gesellschaften der 1960er-Jahre, die von zunehmendem Wohlstand, steigendem Konsum und einer immer stärkeren medialen Vermittlung geprägt waren, erlebten Magazine einen wahren Boom. Auch für Künstler*innen selbst waren Magazine ein wichtiges Medium, das mit seinen eigenen Besonderheiten zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte. Denn Magazine und Publikationen boten Künstler*innen vor dem Hintergrund einer allgemeinen Hinwendung der Kunst auf die Massenmedien eine Chance, die elitären und geschlossenen Zirkel der Museen und Galerien hinter sich zu lassen und eine größere Öffentlichkeit zu erreichen.

 

Ein Paradebeispiel für ein solches, von Künstler*innen gestaltetes Magazin ist Aspen. Die Publikation, die zwischen 1965 und 1971 in unregelmäßigen Abständen insgesamt zehnmal erschien, wurde von ihrer Gründerin und Herausgeberin Phyllis Johnson treffend als „Magazin in einer Schachtel“ beschrieben, bestand sie doch aus diversen losen Beiträgen in den unterschiedlichsten Medien, die in einem Pappkarton zusammengefasst wurden. Aspen war damit eine Art mobile, vervielfältigbare Mini- Galerie – auch das ein Ausdruck der medialen Entgrenzung dieser Zeit.

 

Die Zusammenstellung und Gestaltung der verschiedenen Ausgaben überließ Johnson den eingeladenen Künstler*innen und Autor*innen. Für das Ende 1966 erschienene Aspen 3 zeichneten beispielsweise Andy Warhol und sein damaliger Studioassistent, der Rockkritiker David Dalton verantwortlich. In einer Schachtel, die eine Waschpulverschachtel imitiert, treffen Pop Art, das Umfeld von Warhols Factory, Underground-Film, US-amerikanische Gegenkultur, Rockmusik und die aufkommende kalifornische LSD-Kultur aufeinander.

 

In hintergründig-medienreflexiver Manier liegt der Schachtel von Aspen 3 zudem die einzige Ausgabe einer Zeitung namens The Plastic Exploding Inevitable bei. Unter diesem Titel organisierte Warhol zusammen mit dem Regisseur Paul Morrissey 1966 und 1967 eine Reihe von Multimedia-Veranstaltungen, auf denen etwa auch The Velvet Underground auftraten. Im angrenzenden Raum dokumentiert ein Film von Ronald Nameth eine dieser Shows, die als wegweisend für den Einsatz von Licht und Medien im Rahmen musikalischer Bühnenperformances gelten.

 

Weitere Ausgaben von Aspen widmen sich anderen Themen und Szenen. So wurde die Ausgabe Nr. 4 aus dem Jahr 1967 von Quentin Fiore gestaltet, der im gleichen Jahr als Grafikdesigner zusammen mit dem Medientheoretiker Marshall McLuhan das wegweisende Buch Das Medium ist die Massage verantwortete. Die 1970 erschienene Ausgabe Nr. 7 schließlich beschäftigt sich mit der Kunstszene des Vereinigten Königreichs und versammelt Beiträge von Eduardo Paolozzi, David Hockney, Ian Hamilton Finlay, J. G. Ballard oder Yoko Ono und John Lennon.

 

Das Mappenwerk 1¢ Life ist dagegen das Resultat einer außergewöhnlichen kollektiven Zusammenarbeit zwischen New York und Paris, die so unterschiedliche Tendenzen wie den Abstrakten Expressionismus, CoBrA und Pop Art vereint. Der aus Shanghai stammende Künstler und Dichter Walasse Ting, der vor seiner Übersiedelung nach New York in den 1950er-Jahren zunächst einige Zeit in Paris verbrachte, wo er mit Künstlern wie Pierre Alechinsky, Karel Appel oder Asger Jorn verkehrte, tat sich für diese 1964 erschienene Publikation mit dem Maler Sam Francis zusammen. Gemeinsam organisierten die beiden Beiträge von insgesamt 28 Künstler*innen, darunter Enrico Baj, Öyvind Fahlström, Allan Kaprow, Kiki Kogelnik, Joan Mitchell, Claes Oldenburg, Andy Warhol oder Tom Wesselmann. Die eingeladenen Künstler*innen reagierten dabei oft unmittelbar auf Tings Gedichte, die einen wesentlichen Teil der Publikation ausmachen. Ebenso fanden Reproduktionen von Reklame oder auch Postkartenmotiven Eingang in das Bildprogramm.