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mumok Perspektiven
Mapping the 60s
Das Museum des 20. Jahrhunderts in Wien während der 1960er-Jahre
Mapping the 60s auf Ebene -3, kuratiert von Marianne Dobner, beleuchtet die Ausstellungs- und Sammlungsgeschichte des Museums während der Ära des Gründungsdirektors Werner Hofmann. Gleichzeitig richtet die Ausstellung den Fokus auf das auffällige Fehlen weiblicher Positionen in dieser Zeit.
Am 20. September 1962 eröffnete in Wien das Museum des 20. Jahrhunderts, das spätere mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Das bald als „20er Haus“ bezeichnete Museum war damals die einzige Kunstinstitution Österreichs, die ausschließlich der Kunst des 20. Jahrhunderts vorbehalten war. Untergebracht war es in einem sachlich-modernistischen Bau des österreichischen Architekten Karl Schwanzer, der ursprünglich als Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel 1958 entstanden und nun leicht modifiziert im Schweizergarten in Wien wieder aufgebaut wurde.
Die Ausstellungs- und Sammlungspolitik der ersten Jahre waren stark von Gründungsdirektor Werner Hofmann geprägt, der dem Haus bis zu seinem Weggang an die Hamburger Kunsthalle 1969 vorstand. Bereits drei Jahre vor der offiziellen Eröffnung hatte Hofmann damit begonnen, für das neue Museum eine entsprechende Sammlung mit der Kunst der Moderne aufzubauen. Sowohl an diesen Ankäufen wie auch in der Ausstellungsgeschichte der von ihm verantworteten Zeit von 1962 bis 1969 fällt insbesondere der damals durchaus ungewöhnliche Fokus auf Skulptur auf.
Hofmann veranstaltete großangelegte Überblicksausstellungen zur Skulptur wie Plastiken von Rodin bis heute (1966–1967) oder Plastiken und Objekte (1968), die den Blick auf die internationale Entwicklung der Skulptur lenkten, zeigte aber auch regelmäßig Einzelpräsentationen österreichischer Bildhauer wie Fritz Wotruba (1963), Rudolf Hoflehner (1963), Wander Bertoni (1964) und Roland Goeschl (1969).
Ganz besonders sticht von heute aus gesehen jedoch etwas anderes hervor: das eklatante Fehlen weiblicher Positionen – sowohl in der Ausstellungsgeschichte wie in den Sammlungsbeständen. Alle 29 Einzelausstellungen, die Hofmann im Verlauf seiner Direktion verantwortete, waren männlichen Positionen gewidmet. Und auch in den bisweilen großangelegten Gruppenausstellungen finden sich nur vereinzelt Werke von Künstlerinnen wie etwa Lygia Clark, Marisol, Louise Nevelson und Germaine Richier. In die Sammlung fanden in der Ära Hofmann indes insgesamt nur sieben weibliche Positionen Einzug.
Eine Ausstellung wie Mapping the 60s kann diesen Umstand nicht unhinterfragt stehen lassen. Eine Sammlung ist und bleibt stets Ausdruck der Umstände ihrer Entstehung. Dabei können und müssen auch die entsprechenden Missstände, ihr Zustandekommen sowie das fortwährende Bemühen um Korrektur in den Blick rücken.
Mapping the 60s macht auf dieser Ebene in diesem Sinne zum einen mit Ephemera den historischen Ursprung der eigenen Sammlung in den 1960er-Jahren und die Ausstellungsgeschichte des Museums während der Ära seines Gründungsdirektors zum Thema. Neben einem Architekturmodell von Schwanzers „Pavillon“, Plakaten zu den Ausstellungen der Zeit, auf denen auch das von Georg Schmid gestaltete, in sich verschlungene Logo des Museums des 20. Jahrhunderts zu sehen ist, werden auch sämtliche Kataloge dieser Phase digital aufbereitet zur Verfügung gestellt, ergänzt mit einer vollständig einsehbaren Ankaufsliste zu den Erwerbungen dieser Jahre.
Zum anderen legt die Ausstellung ein Augenmerk auf die eklatanten Leerstellen in der Sammlung. Im Original gezeigt werden hier ausschließlich die wenigen weiblichen Positionen, die sich in der Sammlung aus der entsprechenden Ära finden. Da wären zuvorderst jene sieben weiblichen Positionen, die Hofmann damals selbst ankaufte: Mathilde Flögl, Tess Jaray, Olga Jančić, Germaine Richier, Bridget Riley, Teresa Rudowicz und Sophie Taeuber-Arp. Dazu kommen ergänzend Arbeiten aus der entsprechenden Epoche, die seitdem dank der Unterstützung der Österreichischen Ludwig-Stiftung den Weg in die Sammlung des mumok gefunden haben und die vorhandenen Bestände nach und nach zumindest punktuell ergänzen – wie ein frühes malerisches Werk der Performance-Pionierin Carolee Schneemann, das 2013 erworben werden konnte, aber auch Arbeiten von Vertreterinnen der Pop Art wie Evelyne Axell, Sine Hansen, Jann Haworth oder Kiki Kogelnik.